Die dritten Thementage Glas boten vom 14. bis 15. November wieder einen aufschlussreichen Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung. Hochkarätige Referenten informierten über technologischen Neuerungen und erläuterten baurechtliche Fragestellungen. Unter dem Motto „Glass Connects“ konnten die Anwender, Experten und Referenten sich austauschen, fachsimpeln und netzwerken.

 

Bereits zum dritten Mal ist Prof. Dr. Ulrich Knaack als Referent bei den Thementage Glas mit dabei. Seit 2005 ist Professor für Design und Construction an der Technischen Universität Delft und parallel seit 2014 Professor für Fassadentechnik an der TU Darmstadt. Er war u. a. verantwortlich für die erfolgreiche Sonderschau „glass technology live“ auf der glasstec 2018. Seine zahlreichen Veröffentlichungen verdeutlichen, wie intensiv er sich mit dem Thema Glas-Visionen auseinandersetzt. Die Überschrift seines Vortrags lautet „glass next“, es geht hier um die Geschichte der Fassade, die Roadmap mit zukunftsweisenden Technologien. Das Stichwort ist Additive Manufacturing, Digital gesteuerter 3D-Print mit Glas, Dünnglas und Glasverbundwerkstoffe für innovative neue Anwendungen in der Architektur mit einem Hinweis auf facadeworld.com, auf der von den neuesten Publikationen, Events und Entwicklungen berichtet wird.

Im Zusammenhang zu dieser Roadmap folgten einige Vorträge, die den Zugang zu neuen Technologien näher beleuchteten.

 

– Anisotropieeffekte zur Erfassung, Kontrolle und Bewertung von thermisch vorgespannten Gläsern berichtete Prof. Dr. Christian Schuler (TH München)

– Zum Themenbereich Dünngläser und deren Möglichkeiten als Verbundwerkstoff mit neuen Funktionen in der Architektur berichteten M.Eng, Michael Drass (TU Darmstadt), Prof. Dr. Thorsten Weimar (Uni Siegen) und Prof. DR. Christian Louter (TU Dresden).

– Zu der Markteinführung von Vakuum-Isolierglas, den Möglichkeiten und Besonderheiten und aktuellen Erkenntnissen berichtete Michael Elstner (AGC Interpane).

– Laser als Werkzeug für das Trennen und Verformen von Glas, auch als kaltes Verfahren ohne Spannungseintrag, berichteten Thomas Schmidt (ifw Jena) und  Martin Hermans (LightFab Aachen).

– Schaltbare und elektrochrome Verglasungen, thermoelektrische und fotovoltaische Schichten auf Glas für Verglasungen im Smart-Home von Thomas Meissner (SageGlass) und Dr. Holger von Wenckstern (Uni Leipzig)

– Licht als Lebensgrundlage und dessen Bedeutung in der Architektur berichtete Dr. Jan de Boer (Fraunhofer-Institut IBP Stuttgart)

– Die Entwicklungen im digitalen Zeitalter anhand eines Leitbetriebs von Frau Dr. Martina Schneller (Kompetenzzentrum digitales Handwerk, Krefeld)

 

Zu den baurechtlichen Regelungen erhielten die Zuhörer aktuelle Stellungnahmen aus den unterschiedlichen Perspektiven.

– Zur DIN 18008 von Prof. Dr. Geralt Siebert (Uni BW München)

– Zum Eurocode Glass von M. Eng. Michael Drass (TU Darmstadt)

– Über die Nachweisführung zur Glasbemessung von Rechtsanwalt Dr. Thiele (Kanzlei Kleinjohann, Buschhaus, Rösing, Thiele)

– Zu Anforderungen im Brandschutz von Maja Thiemann (DIBt) und Peter Plettenberg (ift-Rosenheim)

– Die Gebäudediagnostik aus der Sicht des Sachverständigen Prof. Dr. h. c. Klaus Layer (Wiesloch)

 

Den Schluss der Veranstaltung bildete der Vortrag des Architekten Martin Stadler, Marketingdirektors von Saint-Gobain. Er berichtete von der Entwicklung von Glas in der Architektur hin zu den Aufgaben in der Neupositionierung mit weitreichenden Konsequenzen aus den Entwicklungen in der Gesellschaft, der Wissenschaft und den Anwendungen in der Architektur. Dabei geht es nicht alleine um Innovationen, vielmehr geht es auch darum Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen, so den Klimawandel und die Nachhaltigkeit, folglich geht es nicht nur um das Produkt, sondern auch um das Handeln und das Leben in der Architektur. So ist der Aufwand für die Herstellung, die Produktion, den Transport und den Einbau von Dreifach-Verglasungen durchaus dem Ertrag eines besseren Wärmedurchgangswerts gegenüberzustellen. Im Vergleich zu anderen Bereichen wie der Agrarkultur oder der Industrie entwickelt sich die Bauindustrie unterdurchschnittlich. Hier besteht noch großer Entwicklungsbedarf. Gerade hier ist Glas ein Werkstoff, der in jüngerer Geschichte die großen Möglichkeiten erkennen lässt. Glas ermöglicht wesentliche Eigenschaften zu den Themen, die uns wirklich zu beschäftigen haben: Gesundheit, Sicherheit, Nachhaltigkeit oder Digitalisierung. Glas wird der Werkstoff der Zukunft in der Architektur.

Als am 23. November 2017 „we think glass new“ angesagt war, gaben sich im Congress-Zentrum CCD Ost der Messe Düsseldorf mehr als 100 Teilnehmer aus der Glasbranche ein zweitägiges stell dich ein. Und die kamen keineswegs nur aus Deutschland. Die am weitesten gereisten Teilnehmer kamen sogar aus Brasilien um  am Ende neueste Entwicklungen und Visionen mit nach Hause nehmen zu können. „Mit den 2. Thementagen Glas haben wir wieder die Brücke zwischen Wissenschaft, Forschung und Praxis geschlagen. Den Teilnehmern wurde in den Vorträgen vermittelt, welche Projekte und Realisationen schon heute die Grenzen des Machbaren erreichen und was mit dem Werkstoff Glas in Zukunft noch realisierbar ist. Wir freuen uns, dass diese Veranstaltung auch den Bogen zur glasstec schlägt, auf der Innovationen und Trends für die Glaswelt eine entscheidende Rolle spielen“,so Stefan Kieckhöfel, Hauptgeschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Glaserhandwerks.

Die Resonanz auf die Veranstaltung, war erneut überaus positiv. Dafür standen 18 hochkarätige Referenten aus Wissenschaft, Architektur und Industrie. Darunter Professor Ulrich Knaack (TU Delft), Professor Jens Schneider (TU Darmstadt), Dr. Jan Wurm (ARUP), Michael Elstner (AGC Interpane), Professor Rob Nijsse (TU Delft) und Lisa Rammig (EOC Engineers) zeigten Beispiele zu aktuellen und zukünftigen Anwendungen mit Glas. Einer der es versteht, seine Zuhörer in den Bann zu reisen, war zweifelsohne Ulrich Knaack, promovierter Dipl. Architekt und Professor an der TU-Darmstadt und der TU Delft. Er sieht noch großes Potential, wenn es um die Optimierung der Gebäudehülle oder der Gebäudefassade geht. Knaack.“ Was die Gebäudehülle oder die Fassade angeht, sind wir hier in der Entwicklung noch lange nicht am Ende, wird es erst richtig spannend werden.“

Wer bisher glaubte, Handwerk 4.0 sei eine Vernetzung von Computern, Handys, Apps und numerisch gesteuerten Maschinen, wurde im Rahmen des Vortrags von Welf Schröter eines besseren belehrt. Welf Schröter: „Willkommen in den 90er Jahren, den bereits zu diesem Zeitpunkt gab es Handys, Computer, Apps und numerisch gesteuerte Maschinen. Die Digitalisierung ist nicht gleichzusetzen mit Handwerk 4.0, die gibt es schon seit Ende der 80er Jahren. Wenn wir heute in den Betrieben über Handwerk 4.0 diskutieren, dann bewegen wir uns 4-5 Jahre hinter Handwerk 4.0. Die zentrale Frage die sich da stellt? Warum ist das Thema noch nicht in den Betriebe angekommen.“ Die Antwort blieb Schröter den Teilnehmer nicht lange schuldig. „Handwerk 4.0 spielt sich in einer virtuellen Welt ab, einer Welt, wo autonome Softwaresysteme den Produktionsfluss übernehmen, wo andere Lernkulturen und Führungskompetenzen greifen werden“, so Schröter. Schröter weiter: “Wenn sich die Betriebe nicht innerhalb von 5 Jahren in dem virtuellen Raum so aufstellen das sie auch gefunden werden, haben diese Betriebe keine Überlebenschance, egal wie gut sie sind. Sie müssen jetzt geistig umdenken, bevor es zu spät ist.“

Das intelligente Konferenzkonzept der Thementage Glas bot den Teilnehmern einen vertiefenden Einblick in verschiedenste Bereiche der Glasbranche und den Rahmen für kontroverse Diskussionen zwischen den einzelnen Fachbereichen. „Ich war beeindruckt vom lineup dieser Veranstaltung und es ist erstaunlich, was wir immer wieder an Entwicklungen sehen können, wenn sich Spezialisten und Anwender der Glasbaubranche treffen zu den Thementagen treffen! Gerade wenn man denkt, man hat das Maximum erreicht, kommt doch wieder jemand mit einer neuen, beeindruckenden Idee –und realisiert diese dann auch noch. Die Thementage Glas sind eine absolut empfehlenswerte Veranstaltung“, kommentiert Professor Ulrich Knaack von der TU Darmstadt die 2. Thementage Glas.

Die nächsten 3. Thementage Glas sind für 2019 geplant.

Die „Thementage Glas“ sind eine gemeinsame Veranstaltung des Bundesinnungsverbandes des Glaserhandwerks, der Fachzeitschrift Glas + Rahmen und der Messe Düsseldorf.

Welf Schröter

Die dabei entstehende „Arbeitswelt 4.0“ ist durch die Absicht gekennzeichnet, immer mehr Teilschritte im Netz (virtuell) rechtsverbindlich durchführen zu können. Als Ziel streben die Akteure die weitgehende bis vollständige Automatisierung der Prozesse im virtuellen Informationsraum an. Dafür wird der Einsatz neuer elektronischer Werkzeuge im Netz vorbereitet. Diese neuen Werkzeuge haben zu Beginn noch fremd klingende Bezeichnungen wie etwa: „Internet der Dinge“, Cyber Physical System CPS, RFID, Cloud Computing, Wearables („intelligente Kleidung“), nanotechnische Sensoren und Aktoren, Softwareagenten, E-Signaturen, Big Data, Smart Factory, Smart Grid

Dipl.-Ing. Anke Zillmann

Frau Anke Zillmann arbeitet im Deutschen Institut für Bautechnik und befasst sich vorwiegend mit der baurechtlichen Zulassung von Glas im Bauwesen und der Normung. “Das deutsche Baurecht wird zunehmend ein Teil von europäischen Recht und die regionalen Selbstbestimmungen müssen sich, ob sie wollen oder nicht, der Globalisierung anpassen.“

Prof. Dr. Ing. Ulrich Knaack

„Es ist erstaunlich, was wir immer wieder an Entwicklungen sehen können, wenn sich Spezialisten und Anwender der Glasbaubranche treffen zu den Thementagen treffen! Gerade wenn man denkt, man hat das Maximum erreicht, kommt doch wieder jemand mit einer neuen, beeindruckenden Idee – und realisiert diese dann auch noch. Die Thementage Glas sind eine absolut empfehlenswerte Veranstaltung“

Die „Thementage Glas“ – zum ersten Mal vom Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks in Zusammenarbeit mit der Messe Düsseldorf und der Verlagsanstalt Handwerk am 3. und 4. Dezember 2015 im CCD Süd des Messe-Congress Centers ausgerichtet – waren nicht nur ein großartiger Erfolg. Sie werden sich ganz sicher auch als flankierende Informations-und Kommunikationsplattform der glasstec für die Zukunft fest positionieren. Mit dem neuen Event wurde der Grundstein für eine wertvolle Ergänzung der glasstec in den messefreien Jahren gelegt. Joachim Schäfer, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf: „Die Thementage sind auf einem sehr guten Weg, sich als Brückenveranstaltung zur glasstec zu etablieren. Sie fügen sich nicht nur nahtlos in den Messekalender ein, sondern machen durch ihr intelligentes Konzept auch erlebbar, was sich bereits jetzt und in Zukunft mit dem High-Tech-Werkstoff Glas realisieren lässt.“ Das Motto der Auftaktveranstaltung, Visionen in Glas, bot ein hochinteressantes Programm mit namhaften Referenten aus Wissenschaft, Architektur und Industrie -siehe Bilder oben-. Die Präsentationen zeigten innovative Ideen und Realisationen aus allen Fachbereichen rund um den Werkstoff Glas.“ Natürlich nutzten die Fach-Besucher die einmalige Gelegenheit zum direkten Gespräch mit den hochkarätigen Wissenschaftlern und Experten aus Forschung und Praxis. Die „Thementage“ waren zugleich auch ausgesprochene Diskussionsrunden auf hohem Niveau. Klaus Jacob, erfolgreicher Mittelständler, Glasermeister und Geschäftsführer in einem Hanauer traditionsreichen Familienbetrieb, fasst seine Eindrücke kurz und knapp so zusammen: „Es war seit Jahren das interessanteste Seminar, das ich besucht habe. Die Referenten waren super, die Themen spannend, das Rahmenprogramm und der Service klasse. Das muss ich einfach mal loswerden, weil ich sehr wohl weiß, dass Qualität auch auf diesem Gebiet nicht selbstverständlich ist. Ich freue mich schon auf die nächsten Thementage.“ In Tradition auf dem neuesten Stand ist Matthias Henrich, der seinen Familien-Meisterbetrieb bereits in der 4. Generation in Hofheim erfolgreich ins 2016 steuert. Vor dem Hintergrund eines hohen Erfahrungsschatzes und bester Referenzen selbst ein Glaser von umfassender Kompetenz, sieht er in den „Thementagen“ eine großartige Veranstaltung, die auch dem erfolgsverwöhnten Praktiker neue Perspektiven vermitteln. Hier bestätigt sich wieder einmal: man lernt nie aus“. Genau dieser Meinung sind auch die „Eidgenossen“ aus dem Schweizer Kanton Uri: “Sowas haben wir bislang noch nicht erlebt. Wir müssen in Ruhe sortieren, was da alles an Neuigkeiten und Wissen auf uns eingeströmt ist. Schon jetzt warten wir auf die nächsten Thementage, die es in dieser Form im europäischen Glaserhandwerk ja nicht gibt.“ Stefan Kieckhöfel, Hauptgeschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Glaserhandwerks: „Die überaus positiven Reaktionen der Teilnehmer und der Referenten auf die zweitägige Veranstaltung zeigen deutlich, dass die Thementage-Glas in der Glasbranche angekommen sind. Wir werden ganz sicher im kommenden Jahr die Sache fortsetzen und versuchen, uns selbst zu toppen. Besonders erfreulich war der rege Austausch aller Teilnehmer und Referenten untereinander, denn genau das war auch Sinn der Thementage und macht schließlich eine gute Kommunikationsplattform aus.“ Zu den Schwerpunktthemen gehörten die Themen Glas und Statik, neue Funktionen mit Glas in Design und Architektur sowie interaktive Anwendungsmöglichkeiten. Visionäre Entwicklungen aus der Wissenschaft und aktuelle Projekte aus der Architektur gaben zudem einen Vorgeschmack auf die glasstec- Vortragsreihen im glass technology live Fach-Symposium, welches auch bei der glasstec 2016 wieder faszinierende Einblicke und wegeweisende Entwicklungen präsentieren wird. „Die neue Veranstaltung ist eine sehr gute Idee“, betont auch Hans Jürgen Below. Der Geschäftsführer der mit ausrichtenden Verlagsanstalt Handwerk: „Neben der glasstec und unserer Fachzeitschrift Glas+Rahmen etabliert sich damit eine dritte Säule der Branchenkommunikation.“

HGF Dipl.-Ing. Stefan Kieckhöfel (li) • Prof. Dr. Ing. Ulrich Knaack von der TU Darmstadt (re)

Prof. Dr. Reinhard Conradt von der RWTH Aachen